Selbstbeherrschung ist notwendigerweise mit dem Bereich des Verlangens und der Abneigung verbunden - man ist verantwortlich für das, was man tut, also sollte man auch für das verantwortlich sein, was man tut. Der Mensch als Affe hat Begierden, die ihn verzehren; aber der Mensch als Denker kann die endlose Knechtschaft darin erkennen. Begierden und Ängste ketten den Menschen an Sorgen und geben anderen Macht über ihn; all das ist also eine Art von Sklaverei. Selbstbeherrschung ist ein erster Schritt zur Freiheit von Trieben und Fremdbestimmung, zum eigenen natürlichen Selbst und gleichzeitig zum eigenen Herrn.
Diese Übung erinnert uns daran, welche Art von Kontrolle wir über etwas haben. Täglich, in jeder Situation und bei jeder Entscheidung, ist die erste Frage, die wir uns stellen sollten: "Wie viel Kontrolle habe ich über diese Sache?" Epiktet hat immer wieder betont, dass wir über nichts Kontrolle haben, außer über den Willen; alles andere ist Sache des Schicksals.
Der Nutzen dieser Übung, der noch zunimmt, wenn sie zur Gewohnheit wird, ist die Ruhe, die wir erfahren. Die meisten Dinge, über die wir uns Sorgen machen, liegen außerhalb unserer Kontrolle, so dass wir lernen können, diese Gewohnheit abzulegen und äußere Ereignisse mit größerer Gelassenheit zu akzeptieren. Wir können nicht verhindern, was eine andere Person uns antut, aber wir können uns dafür entscheiden, ruhig zu bleiben und weiterzumachen.