Was verstehen die Stoiker unter "Fatum" und wie unterscheidet sich ihr Begriff vom modernen Schicksalsbegriff?

Das stoische Fatum (lateinisch für "Schicksal", heimarmene auf griechisch) ist kein blindes, willkürliches Schicksal, sondern die rationale Ordnung des Universums. Die Stoiker definieren Fatum als eine "Verkettung von Ursachen" (Ursachennetz) - jedoch nicht als simple zeitliche Abfolge von Ereignissen.

Durch das Schicksal ist alles kausal miteinander verknüpft. Das geschieht durch die göttliche Vernunft, den logos, durch das pneuma. Es ist ein rationales System und keine Willkür. Alles hat einen Sinn, warum es so funktioniert.

Anders als unser moderner Schicksalsbegriff impliziert Fatum bei den Stoikern keine passive Unterwerfung. Das Fatum ist vielmehr die vernünftige Struktur der Welt, mit der wir in Einklang leben sollen. Somit gehen Selbsterkenntnis und Welterkenntnis Hand in Hand.

Praktische Bedeutung: Wenn wir verstehen, dass das Fatum die rationale von Gott gewollte Ordnung des Kosmos ist, können wir lernen, uns mit dieser Ordnung zu harmonisieren, anstatt gegen sie anzukämpfen.

Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein.

— EpiktetHandbüchlein der Moral 8» Alle Verwendungen ansehen

Ähnliche Beiträge

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag